Hat Salbeitee Nebenwirkungen? Diese Frage mag angesichts der Tatsache, dass es sich um einen „einfachen“ Kräutertee handelt, merkwürdig anmuten. Und doch: Salbei ist nicht nur ein beliebtes Gewürzkraut, sondern vor allem eine sehr alte und wirksame Heilpflanze. Und prinzipiell kann alles, was eine Wirkung besitzt, auch Nebenwirkungen haben. Daher ist es sinnvoll und wichtig, auch beim Salbeitee Nebenwirkungen in Betracht zu ziehen und sich diese möglichen Effekte einmal näher anzusehen.
Warum kann Salbeitee Nebenwirkungen haben?
Es gibt den Ausspruch: „Salvia salvatrix, naturae conciliatrix“ – auf Deutsch: „Salbei, die Retterin, Vermittlerin der Natur.“ Und in der Ärzteschule von Salerno war man gar überzeugt, dass kein Mensch sterben sollte, in dessen Garten der Salbei wächst. Heilen heißt lateinisch „salvare“, und der botanische Name des Echten Salbei ist Salvia officinalis L. und somit von „Heilen“ abgeleitet. Einer Pflanze wird eine so hohe Bedeutung in der Heilkunst wohl nur dann zugeschrieben, wenn sie in der Wahrnehmung der Heilkundigen wirklich über entsprechende Heilkräfte verfügt.
Diese therapeutische Kraft, die lange allein aus der Überlieferung bekannt war, wird dem Salbei heute offiziell bestätigt. Das HMPC – Herbal Medicinal Product Committee, das Komitee für pflanzliche Arzneimittel bei der Europäischen Arzneimittelbehörde – stuft ihn als „traditionelles pflanzliches Arzneimittel“ ein (1). Jedes Arzneimittel kann potentiell aber auch (unerwünschte) Nebenwirkungen haben. Durch die Vielfalt an wertvollen Inhalts- und Wirkstoffen der Salbeipflanze ist es demnach möglich, dass Salbeitee Nebenwirkungen unterschiedlicher Art hervorrufen kann.
Die ätherischen Öle im Salbeitee und deren Nebenwirkungen
Hauptkomponenten bei der Wirksamkeit von Salbei sind die ätherischen Öle. Das sind die Duftstoffe, die den lecker-würzigen Geruch von Salbei ausmachen und durch die Nase unseren Appetit anregen. Die Vielfalt der ätherischen Öle ist unglaublich groß, und so groß ist auch ihre Wirkpalette. Ätherische Öle finden sich natürlich auch im Salbeitee. Nebenwirkungen können sie verursachen, wenn sie zu hoch dosiert sind. Dann können sie toxische (giftige) Einflüsse auf das zentrale Nervensystem, die Atemwege und die Nieren nehmen. Zu den besonders giftig wirkenden ätherischen Ölen im Salbei gehört das Cineol (4). In niedriger Dosis wirkt desinfizierend und lindernd auf die Atemwege.
Nebenwirkungen durch hohen Thujon-Gehalt
Thujon ist Hauptbestandteil des ätherischen Öls von Salbei. Thujon wirkt in richtiger Dosierung schweißhemmend, krampflösend, schmerzlindernd und desinfizierend. Und genau das sind die erwünschten Effekte, die sich in der Anerkennung von Salbei als Therapeutikum bei „Entzündungen von Zahnfleisch, Mund- und Rachenschleimhaut; Prothesendruckstellen; zur Unterstützung der Behandlung von Magen-Darm-Katarrhen“ (2) niederschlagen.
Thujon – Nervengift bei Überdosierung
Eine starke Überdosierung von Thujon allerdings führt zu Benommenheit, Schwindel, Kopfschmerzen, Erbrechen und Magen-Darm-Krämpfen oder auch Harnverhalt. Durch die Aromenverordnung (3) ist der Gehalt an Thujon in Lebensmitteln deshalb auch begrenzt. In hoher Dosierung gilt es als Nervengift.
Thujon Nebenwirkungen bei Frauen
Bei Schwangeren kann Thujon abortiv wirken (also eine Fehl- bzw. Frühgeburt auslösen), da es wehenfördernde und zusammenziehende Eigenschaften hat.
Gleichzeitig kann es milchmindernd bei Stillenden wirken: In der Stillzeit unerwünschte Nebenwirkung, in der Volksmedizin zum Abstillen ein geschätzter Effekt.
Durch seinen Thujongehalt kann der Salbeitee demnach Nebenwirkungen verursachen, die dem eigentlichen therapeutischen Ziel komplett entgegen stehen.
Allergische Reaktionen durch Salbeitee?
Salbei gehört zur Familie der Lippenblütler. Dazu gehören auch andere Heil- und Gewürzpflanzen wie Pfefferminze, Thymian, Oregano, Basilikum, Ysop und Lavendel. In Einzelfällen können allergische Reaktionen oder Überempfindlichkeiten gegen Lippenblütler auftreten. Dann wendet sich das Immunsystem gegen Inhaltsstoffe der Heilpflanze, die normalerweise harmlos oder sogar therapeutisch wirksam sind.
Unerwünschte Reaktionen werden erzeugt. Das können beispielsweise Magen-Darm-Beschwerden sein, Irritationen oder Schwellungen im Mund- und Rachenraum, Hautrötungen oder sogar Luftnot und Kreislaufkollaps bei schwerer Allergie. Menschen mit entsprechenden Vorerkrankungen sollten Salbeitee seiner möglichen Nebenwirkungen wegen also meiden oder den Genuss mit dem Arzt abstimmen.
Zusammenfassung & Fazit
Salbeitee ist ein anerkanntes pflanzliches Heilmittel, das bei verschiedenen Erkrankungen effektive Hilfe bietet. Er ist in der Volksheilkunde schon lange bekannt und beliebt und hat sich als Therapiebegleiter und Naturheilmittel auch in der modernen Medizin durchgesetzt.
Salbeitee kann Nebenwirkungen besitzen – so wie jedes andere pflanzliche Arzneimittel auch. In einer Dosierung von 1 bis 2 Tassen täglich wird er aber auch bei Dauergenuss als gesundheitlich unbedenklich eingestuft.
Bei Überempfindlichkeit ist Salbeitee nur in sehr geringer Menge empfehlenswert. Bei bestehender Allergie ist er vollständig zu meiden.
Frauen in Schwangerschaft und Stillzeit sollten keinen Salbeitee trinken. Diese Empfehlung entspricht auch den Aussagen der Packungsbeilagen von Salbeiprodukten aller Art. Lediglich zum Abstillen wird Salbeitee traditionell geschätzt.
(1) HMPC-Monographie „Salvia officinalis L., Folium”vom 12.11.2009, Dokumenten-Nr. EMA/HMPC/331653/2008
(2) Wortlaut der für die Standardzulassung vorgeschriebenen Packungsbeilage
(3) AromV, Ausfertigungsdatum: 22.12.1981
(4) Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV): Die Dosis macht das Gift – Auch pflanzliche Duftstoffe sind nicht immer harmlos. 1. März 2002